Stralsunder Stadtpilgerweg

Überblick

Ausgangspunkt: St.Jakobi (Jacobiturmstrasse 28, 18439 Stralsund)
Länge: 4,4 km
Zeit: 1,5 Std.
Hinweis: Der Weg ist mit dem Zeichen der hl. Birgitta gekennzeichnet
Sehenswürdigkeiten: 1 – Pilgerkirche St. Jakobi, 2 – Katholische Kirche Heilige Dreifaltigkeit, 3 – Heilgeist-Kirche, 4 – Johannisklosterruine, 5 – Kapelle St. Annen und Brigitten, 6 – Kirche St. Nikolai, 7 – Katharinenkloster, 8 – Kirche St. Marien

 

Verpflegung

Auf der Hafeninsel befinden sich Restaurants, Cafés sowie Fischimbisse. In der Fußgängerzone gibt es u. a. einen Supermarkt und ein Reformhaus.

 

Übernachtung

Stralsund: Pilgerunterkunft der Kirche Heilige Dreifaltigkeit, Eingang Frankenwall 7, 18439 Stralsund, Tel.: 03831 292042, pfarramt (at) heiliger-bernhard.de, Küche, Mehrbettzimmer und Dusche vorhanden; Preis: Um eine Spende wird gebeten.
Stralsund: Hostel Stralsund, Reiferbahn 11, 18439 Stralsund, Tel. 03831 284740, www.hostel-stralsund.com, Gemeinschaftsküche, keine Doppelstockbetten in Mehrbettz., Preise: ab 35 € EZ, ab 16 € p.P. im Mehrbettzimmer, Bettwäsche 4 €

1 – Pilgerkirche St. Jakobi


Keine Kirche in Stralsund stand so oft im Kreuzfeuer wie Sankt Jakobi. Die jüngste der drei Pfarrkirchen stammt aus dem 14. Jahrhundert und war von jeher Anlaufpunkt für Pilgernde. Bei der Belagerung Wallensteins trafen sie 30 Kanonenkugeln, 1650 und 1662 schlug jeweils der Blitz im Turm ein und zerstörte ihn. Im Nordischen Krieg durchbohrten mindestens 40 Kugeln ihre Mauern. Im 18. und 19. Jahrhundert gab es eine »Atempause«: Jakobi konnte repariert und zusätzlich reich ausgestattet werden. 1877 wurde die von Friedrich Albert Mehmel gebaute Orgel eingeweiht. Doch 1944, bei der Bombardierung Stralsunds, wurde Jakobi wieder schwer beschädigt. Zwar sanierte man die Kirche zu DDR-Zeiten, aber sie wurde u. a. als kirchlicher Bauhof genutzt. Heute steht sie in der Organisation des Kreisdiakonischen Werkes und es finden in ihr Ausstellungen und Kulturveranstaltungen statt. 2020 wurde durch die Firma Wegscheider eine überwiegend neue Orgel gebaut, sie ist die größte Orgel Stralsunds.

 

Weg: Aus der Jakobikirche heraustretend nach links und wieder links am Kirchenschiff vorbei, geht es rechts in die »Jacobichorstraße« hinein – ihr folgend über die »Langenstraße« und über die »Frankenstraße« hinweg schräg rechts in die Gasse »Priegnitz«. Am »Frankenwall« geht es nach links. Nur rund 100 Meter weiter befindet sich auf der linken Seite der Innenhof der katholischen Gemeinde mit der Kirche im Zentrum.

2 – Kath. Kirche Heilige Dreifaltigkeit


Die Reformation verbreitete sich in Stralsund so nachhaltig, dass die großen Kirchen, Nikolai, Marien und Jakobi, nun protestantisch wurden. Unter der Herrschaft der evangelisch geprägten Schweden (1628–1823) blieben die Stralsunder Katholiken zunächst ohne eigenes Gotteshaus. Dennoch gründete die kleine Gruppe eine Mission. Der schwedische König beabsichtigte seinen Söldnern, von denen viele aus katholischen Ländern stammten, einen Platz für ihren Gottesdienst zu geben. Daraufhin wurde 1784 mit dem Kirchenbau in der Frankenstraße begonnen. Bei ihrer Weihe, ein Jahr später, hatte sie 200 Mitglieder, darunter viele Soldaten, auch Kaufleute und Künstler aus anderen Ländern und Regionen. Bald musste die Kirche vergrößert werden und der Umbau 1905 verlieh ihr das heutige Aussehen. Ein geplanter Turmbau scheiterte an der Finanzierung. Heute zählt die Pfarrei St. Bernhard (Stralsund, Rügen, Demmin) rund 6500 Mitglieder.

 

Weg: Vor der kath. Gemeinde nach links wenden und nur wenige Meter bis zum Kreisverkehr laufen. Hier wieder links in die »Wasserstraße«. Gegenüber befindet sich der berankte Giebel der Heilgeist-Kirche.

3 – Heilgeist-Kirche

 

Dieses Gotteshaus bildet mit dem benachbarten Gebäude und den Wohnhäusern dahinter das ehemalige städtische Hospital. Ursprünglich war das ein Schutzraum für Arme, Schwache, Bedürftige und natürlich auch Kranke. Das Stralsunder Hospital wurde in direkter Hafennähe von 1325 bis 1329 gebaut und bestand aus einem Elendenhaus, kleinen Fachwerkbuden und dem Gotteshaus. Da das Hospital außerhalb der Stadtmauern lag, war es im Laufe der Geschichte immer wieder Zerstörungen ausgesetzt. Zwar gibt es in der Kirche heute Teile, die aus dem Mittelalter stammen wie die gotisch gestaltete Westwand, aber insgesamt rührt die heutige Form aus dem 19. Jahrhundert her. Die Kirche verfügt über keinen eigenen Turm, es wurde lediglich auf der Seite Wasserstraße ein Dachreiter mit offener »Laterne« (der Dachhaube) aufgesetzt.

 

Weg: Aus dem Portal heraustretend, einige Meter weiter links führt ein schmaler Gang zwischen den Häusern mitten in das Heilgeistviertel hinein. In dem idyllischen Quartier stehen Reihenhäuser in Miniatur-Format. Auch der Platz linker Hand, vor der Kirchenwand, ist nicht groß. Doch Bänke laden zu einer Rast in dieser besonderen Atmosphäre ein. Weiter führt der Weg geradeaus bis zum Ende der Gasse, dann links durch einen klosterartigen Torbogen in die Straße »Bei der Heilgeistkirche«. Hier links entlang und an der Heilgeistkirche wiederum rechts der belebten »Wasserstraße« folgen. Bis zur »Langenstraße«, dann rechts über die Brücke. Nun geht es nach links weiter auf der Straße »Am Querkanal«. Automatisch führt der Weg nach links über eine Klappbrücke von 1932, über die täglich die Trajektbahn rollte, um nach Rügen verschifft zu werden. Doch schon vier Jahre später war der Rügendamm errichtet. Züge rollen seitdem nicht mehr über dieses eingetragene technische Denkmal. Im Sommer wird sie bei Bedarf hochgezogen, um die Segler mit ihren Masten durchzulassen.
Im gesamten Hafenbereich gibt es Restaurants, Cafés und Fischverkäufe. Am Sund entlang weitergehend, stehen auf der rechten Seite das, im preußischen Backstein errichtete Lotsenhaus, heute die Hafenmeisterei, und ein Stück weiter das rahgetakelten Museumsschiff Gorch Fock. Links ragen ehemalige Speicher in den Himmel, heute gastronomisch und teilweise durch das Ozeaneum genutzt. Am Ende der Hafeninsel links zeigt sich auf einer Anhöhe bereits der Doppelturm der St.-Nikolai-Kirche. Die Straße »Am Fischmarkt« überqueren und geradeaus in die ansteigende »Fährstraße«. Rechts befindet sich die älteste Kneipe Stralsunds »Zur Fähre«. Weiter oben an der Weggabelung streckt eins der »Geschwätzigen Weiber« seinen Bronze-Finger allen Emporkommenden entgegen. Der Mägdebrunnen des Bildhauers Günter Kaden entstand 2003. Rechts vom Brunnen zweigt die »Schillstraße« ab.

4 – Franziskaner-Kirchenchors

Bald ist die Ruine des Franziskaner-Kirchenchors (Johanniskloster) auf der rechten Seite zu sehen. Die Kirche fiel der Bombardierung Stralsunds 1944 zum Opfer, die Reste werden als Mahnmal erhalten. Davor steht die nach einem Entwurf von Ernst Barlach gegossene Bronze-Pietà. Der heute berühmte Bildhauer Barlach reichte Entwurf und Modell bei einem Wettbewerb der Stadt im Jahre 1932 ein und bekam keinen Zuschlag. Betrachtet man die Mutter, die verhärmt und mit leerem Blick auf ihren toten Sohn blickt, der eine Soldatenuniform des Ersten Weltkriegs trägt, dann ist klar, dass in der kriegsverherrlichenden Atmosphäre des Nationalsozialismus solche Kunst nicht erwünscht war. Der Güstrower Plastiker Hans-Peter Jaeger goss sie 1987 endlich nach der barlachschen Form.


Zurück durch den schönen Innenhof, wo ein Denkmal für die jüdischen Opfer des Zweiten Weltkriegs steht, kann ein weiterer kleiner Abstecher gemacht werden, aber nur falls das Ordnungsamt geöffnet hat.

 

Ansonsten geht es geradeaus hinein in die kurze »Külpstraße«. Sie endet auf dem »Alten Markt«, wo das Rathaus mit seinem eindrucksvollen Giebel, eins der schönsten Exemplare aus der Backsteingotik, und die Nikolai-Kirche eine traute Einheit bilden. Zu Öffnungszeiten des Ordnungsamtes (Mo, Di, Do, Fr 8–12 Uhr u. Di 13–18, Do 13– 16 Uhr): Vom Innenhof der Ruine des Franziskanerklosters geht es nach rechts auf der »Schillstraße« über die kreuzende »Knieperstraße« hinweg, bis zur Schillstraße 5–7, dem Ordnungsamt. Im Innenhof befindet sich die Kapelle St. Annen und Brigitten.

5 – Kapelle St. Annen und Brigitten

 

Wahrscheinlich stammt der Ursprungsbau aus dem Jahr 1480 und wurde nur für die Schwestern des St. Annen Ordens erbaut. Beim Stralsunder »Kirchenbrechen« 1525 (Protestantischer Bildersturm) verloren die Birgitten durch mutwillige Zerstörung und Plünderung ihre gesamte Klosteranlage Mariacron und fanden unter anderem kurzzeitig Obdach bei den St. Annen Schwestern. Die heute im Innenhof stehende Kapelle stammt aus den Anfängen des 16. Jahrhunderts, der Ursprungsbau scheint auch zerstört worden zu sein. Der Neubau wurde nicht geweiht. In der Kapelle werden standesamtliche Hochzeiten geschlossen.

 

Weg: Von hier aus zurück, dann rechts, die »Knieperstraße« führt direkt auf den »Alten Markt«.

6 – St.-Nikolai-Kirche


Die Planung der ältesten Kirche der Stadt begann wenige Jahre nach der Verleihung des Stadtrechts 1234. Bei den anschließenden Bauarbeiten kam ein Brand oder ein Einsturz dazwischen, der die Erbauer veranlasste, den bereits errichteten Chor wieder abzureißen. Erst 80 Jahre später (1350) wurde der Bau der von allen Seiten repräsentativen, in reiner Backsteingotik und nach französischem Kathedralenschema errichteten Kirche beendet. 1662 forderte ein Brand die beiden hoch aufragenden gotischen Turmspitzen. Bis heute ziert den Süd-Turm eine barocke Haube, während der andere nur ein Notdach trägt.

Ein Besuch lohnt sich, denn trotz der Zerstörungswelle während des Stralsunder »Kirchenbrechens« 1525 birgt Nikolai Kirchen- und Klosterschätze der gesamten Hansezeit in ihrem Inneren. Der Eingang befindet sich auf dem »Alten Markt«, links von Rathaus und den Türmen, in einem neuen Glasanbau. Ein ausführlicher Flyer mit Lageplan zu den Statuen, Altären, Grabplatten sowie der Astronomischen Uhr erhält man an der Kasse.

 

Öffnungszeiten: von April–Okt. Mo–Sa 10–18 Uhr, So 12–16 Uhr, von Nov.– März Mo–Sa 10–16, So 12–15 Uhr
Eintritt: 3,– Euro p.P.

Weg: Nach dem Besuch der Nikolai-Kirche geht es nach links. Geradeaus befindet sich die Tourismusinformation, die eine Übersichtskarte der Altstadt kostenlos abgibt. Hier nach links führt der Weg durch die Fußgängerzone, vorbei an der lohnenswerten Ausstellung zum Weltkulturerbe (Ossenreyerstraße 1). 200 Meter geht es durch die belebte Fußgängerzone, dann rechts in die Nebenstraße »Heilgeist«. An Spezialgeschäften vorbei führt der Rundgang bei der ersten Möglichkeit links in die »Mönchstraße«. Auf der rechten Seite ist der kirchenähnliche Gebäudekomplex, das ehemalige Katharinenkloster, bereits zu sehen.

7 – Katharinenkloster

 

Der Kirchenbau wurde 1317 fertiggestellt. Die einfache Form der dreischiffigen Hallenkirche wurde bewusst gewählt, um dem Bettelorden zu entsprechen, denn Kirche und Kloster nutzten Mönche des Dominikaner-Ordens. Auf die in Stralsund unter kriegsartigen Bedingungen verlaufende Reformation (1525) reagierten die Dominikaner, indem sie flüchteten. Danach ließ der Bürgermeister alle aus den Stralsunder Kirchen entwendeten, und von reumütigen Stralsundern zurückgebrachten, Einrichtungen im Klosterhof vergraben. Doch die Zeit der geistlichen Nutzung der Gebäude war unwiderruflich vorbei: Zwar zogen in das Kloster übergangsweise Nonnen des Birgittenordens ein, weil deren Mariacron-Kloster komplett zerstört war. Doch um 1560 beherbergten auch diese Räume keine Ordensmitglieder mehr, sondern ein Gymnasium und ein Waisenhaus. Die benachbarte Kirche diente da schon nicht mehr ihrem ursprünglichen Zweck. Die Stadt ließ Zwischenböden einziehen und benutzte sie als Waffenarsenal, was die schwedische und dann preußische Regierung beibehielten. Seit 1973 befindet sich in der ehemaligen Kirche das Meeresmuseum und in dem früheren Kloster das Stralsund-Museum mit Kunst- und Kulturwerken aus der Region.

 

Weg: Die »Mönchstraße« führt auf den »Neuen Markt«, gegenüber der Marienkirche.

8 – St.-Marien-Kirche


Die dreischiffige Basilika mit Querhaus, westlichem Pseudoquerhaus, Chorumgang und Kapellenkranz ist mit ihrem 104 Meter hohen Turm die größte Kirche Stralsunds. Sie gilt als Meisterwerk der Spätgotik, erstmals wurde sie 1298 erwähnt. Jedoch zogen der Einsturz des Kirchturms 1382, Stürme und Brände immer wieder Veränderungen des Baus nach sich. Ursprünglich diente die Lübecker Marienkirche als Vorbild. In der Zeit der Hanse (1293–1628) orientierten sich die Verbundstädte nach Lübeck, der Keimzelle der Kaufmannsverbindung. Heute kann man nach 366 Stufen, in ca. 90 Meter Höhe den Blick über die Stadt und die Umgebung genießen. Turmbesteigungen von April–Okt., 9–18 Uhr, außer während der Gottesdienste. Eintritt: 4,– € p.P.

 

Weg: Nach der Turmbesteigung von St. Marien zwei Mal rechts um die Ecke gehen, um wieder auf den »Neuen Markt« zu gelangen. Die Kirche im Rücken geradeaus beginnt die »Frankenstraße«. Hier in die dritte Straße links, die »Jacobiturmstraße« einbiegen. Nach wenigen Metern ist der Ausgangspunkt des Rundwegs, die St.-Jakobi-Kirche, erreicht.