Pilgerauszeit in Jager

Pilgerauszeit in Jager

Pilgerauszeit in Jager

# ÖPI

Pilgerauszeit in Jager

„Mit Gott im Grünen“

Eine beseelte und bereichernde Auszeit liegt hinter mir. Zehn Tage mit wechselnder Teilnehmerzahl auf den Wegen rund um die Kapelle Jager unterwegs. Diese Pilgerauszeit war als Einführung der Broschüre „Mit Gott im Grünen“ angelegt. Zehn volle Tage ehrenamtlich unterwegs war auch als Geschenk an mich selbst gedacht. Und dieses Vorhaben hat sich wirklich erfüllt.

GESCHENK war für mich, die Wege, die ich in den letzten zwei Jahren gemeinsam mit Sandra Pixberg mit Abstand und einigen Korrekturen gegangen bin, alle einmal nacheinander als komplette Wegerfahrung zu gehen.

Ein großes GESCHENK waren für mich die vielfältigen Begegnungen mit den Wegbegleitern. Das Konzept, dass jeder frei wählen konnte, wieviel Tage er/sie sich beteiligen kann, ist aufgegangen. Eine besondere Vertrautheit entstand, wenn Menschen sich entschieden, mehrere Tage nacheinander teilzunehmen und für die Übernachtung in der Herberge „Alter Heuboden“ bei uns in Jager blieben. Der Teeplausch am Abend oder das gemeinsame Frühstück vor dem Aufbruch zur nächsten Tour erinnerte mich an eigene Pilgerbegegnungen auf anderen Pilgerwegen. Unter den Tagesgästen, waren Menschen aus dem nächsten Dorf, die ich kennenlernen durfte und Menschen aus ganz Vorpommern und dem östlichen Mecklenburg.

GESCHENK war für mich die körperliche Erfahrung, Schritt für Schritt ohne Blasen und Muskelkater zu gehen. Wind und Sonne auf der Haut brachten rote Wangen und beim tiefen Durchatmen unterwegs war es ein Genuss die frische Luft bis in die Lungen zu spüren. Natur mit allen Sinnen spüren, dann die Erschöpfung am Abend, die Freude am nächsten Morgen auf die nächsten Kilometer und schließlich waren jegliche Gedanken aus dem Kopf verbannt, eine sehr erfrischende Erfahrung von Meditation.

GESCHENK war auch, die Natur und meine nächste Umgebung mit neuen Augen sehen zu können, 160 km Wege überwiegend unbefestigte Feld- und Waldwege ohne Gegenverkehr jeglicher Art. Die Wege vor meiner Haustür erscheinen zum Teil in einem völlig neuen Bild, der Grünspecht begleitete uns über mehrere Tage mit seinem Lachen, das viele Wasser in unseren Wäldern stimmte mich froh, im Laufe der zehn Tage blühten die ersten Schlehenbüsche auf, erste Buschwindröschen und Narzissen öffneten ihre Blüten.

Ein GESCHENK war auch die Spontanität. Obwohl es geplante Touren für alle Tage gab, haben wir uns die Freiheit genommen, vom Weg abzuweichen, Umwege und sogar neue Wege zu erkunden.

Wer schon mal längere Zeit mit Gepäck auf dem Pilgerweg unterwegs war, weiß, wie sehr ein Rucksack zur Last werden kann. Daher war die Leichtigkeit, mit kleinem Tagesgepäck unterwegs zu sein, ein weiteres GESCHENK. Die Andacht zu Beginn eines jeden Pilgertages half zudem auch das mentale Päckchen, das manche vielleicht mit sich trugen, etwas zu erleichtern.

Und nicht zuletzt erlebte ich das großartige GESCHENK, spirituell unterwegs gewesen zu sein. Was wäre Pilgern ohne Geistlichkeit, wie die heilige Birgitta von Schweden es bezeichnet. Jeder Pilgertag begann und endete mit einer Andacht in der Kapelle Jager. Pilgern ist Beten mit den Füßen oder wie Ellen Nemitz es sogar bezeichnet, Gottesdienst mit den Füßen. Dies nahmen wir am klassischen Gottesdiensttag, am Sonntag wörtlich. Und erstaunlich war, welche bewegenden Geschichten an diesem Tag erlebt oder ausgetauscht wurden.

Weitsicht, am offensichtlichsten war diese oben auf dem Kirchturm Gristow zu erleben. Aber auch viele weitsichtige Gespräche und Begegnungen durfte ich erleben. In einer Zeit, in der Polarisierung zunimmt, ein ganz besonderes GESCHENK.

Auch das Wetter war ein GESCHENK, nur ein einziges Mal sind wir richtig nass geworden. Ansonsten ist es erstaunlich, wie gut wir es an den meisten Tagen mit dem Wetter hatten. Oft lichtete sich der morgentliche Nebel, die Sonne kam durch, der Wind hielt sich in Grenzen und auch die Temperaturen waren für Bewegung im Freien ziemlich Pilgerfreundlich.

Mein lieber Mann Olaf, beschenkte uns am Samstag, Sonntag und zum Abschluss mit frisch gebackenem Kuchen und gedeckter Kaffeetafel, DANKESCHÖN!

Das GESCHENK der Dankbarkeit. Ich bin dankbar, mit jeder einzelnen Körperzelle, für jedes einzelne Geschenk. Und die große Erkenntnis für mich lautet: Pilgern vor der eigenen Haustür funktioniert erstaunlich gut. Auch wenn man am Ende eines jeden Pilgertages wieder an den Startpunkt zurückkehrt, ist Rundwege zu gehen ganz und gar nicht ein Treten auf der Stelle. Der innere Weg, Gott im Herzen zu bewegen ist nicht abhängig davon, Kilometer um Kilometer hinter sich zu lassen. Bei der Entwicklung der Broschüre wollte ich anfangs das Wort „Pilgern“ umgehen, das konnte ich schon in der Schriftform nicht einhalten. In der Praxis hat sich gezeigt, dass Pilgererfahrung ganz sicher auch im nahen Umfeld möglich ist.

Weitere Informationen

Die Broschüre „Mit Gott im Grünen“ - Wege rund um die Kapelle Jager ist in der Kapelle Jager gegen eine Spende in Höhe von 5 € erhältlich. Sabine Petters ist Pilgerbegleiterin und Pilgercoach. Seit 2015 gestaltet sie in der Zeit von Ostern bis Erntedank die „Offene Kapelle“ in Jager und bietet regelmäßig Pilgertage an.

Dieser Beitrag erscheint für die Ökumenische Pilgerinitiative Vorpommern e.V. In ihr haben sich verschiedene (juristische) Personen zusammengeschlossen, um die Pilgerarbeit in Vorpommern zu stärken. Mitglieder sind u.a. das Erzbistums Berlin (Tourismuspastoral, vertreten durch GR Marion von Brechan) und die Pfarrei St. Bernhard Stralsund-Rügen-Demmin (vertreten durch Pfr. Johannes Schaan).

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