Ein Brief aus Ghana

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# Afrikakreis

Ein Brief aus Ghana

Essen, den 9.9.2020

Liebe Norbert und Renate, liebe Mitglieder des Ghanakreises,

gestern riefen mich Norbert und Renate Mann von Stralsund an, da sie gerade von einer Urlaubsreise zurückkamen. Sie erzählten, dass ihr Ghanakreis bald ein Treffen haben würde.

Darf ich Ihnen herzlichen danken für alle Hilfe, die sie mir in den vergangenen Jahren zukommen ließen. Gott möge Sie dafür segnen. Zur Zeit bin ich in Deutschland, möchte aber sobald als möglich nach Ghana zurückkehren, obwohl ich schon 90 bin und die Altersbeschwerden nicht ausgeblieben sind.

Darf ich Ihnen berichten, was ich in diesem Jahr noch getan habe?

Zuerst kam der Coronavirus und unsere Kirche in Ashaiman wurde zwar nicht mit Türen verschlossen, aber ohne Gottesdienste gelassen. Da erinnerten wir uns an den Apostel Paulus, der in seinen Briefen „Hausgemeinschaften“ erwähnte. Wir folgten dem Beispiel der christlichen Urgemeinden. Mehrere Leute wollten eine Gebetsgemeinschaft: Studium des Evangeliums, Gebete der Einzelnen für ihre Anliegen, viele afrikanische Gesänge und zuletzt ein kleines gemeinsames Frühstück.

Es gab aber auch praktische Erwägungen. Zuerst war es die Verpflegung von Behinderten, Blinden, Tauben und Lahmen, unsere alten Freunde, denen es aber wegen der Korona besonders schlecht ging. Dann fielen unsere Augen auf die Solar-Koch-Boxen, die wir im Dezember 2019 und Januar 2020 hergestellt hatten. Da gab es Probleme, denn die Koch-Boxen wollten nicht kochen! Auch heiße Sonne half kaum. Da saßen wir um die Solar-Boxe, überlegten, überlegten und studierten das Internet, langsam wurden uns die Fehler bewusst und 2 Monate später kochten 20 Solar-Boxen!

Nun muss ich Ihnen etwas über die besonderen Probleme Ghanas berichten. Die Leuten kochen vorwiegend mit Holzkohle. Für das Holz müssen Bäume gefällt werden und deshalb wandert die Sahara (d.h. die Wüste) jedes Jahr um einige Kilometer nach Süden und zerstört Ackerland. Mehrere Dörfer veröden jährlich und die Bauern ziehen aus.

Ein weiteres Problem sind die „Hexen“. In Afrika ist fast überall noch der Hexenglaube lebendig. Die „Hexen“ sind überwiegend alte Frauen, die z.B. für Unfälle, vorzeitige Sterbefälle etc. verantwortlich gemacht werden. Die sogenannten „Hexen“ werden verfolgt, umgebracht oder entkommen in Hexen-Camps. In Hexen-Camps bauen sich die Frauen Lehmhütten, die mit Stroh gedeckt werden. Das Überleben dort ist schwierig. Manche Camps werden von Kirchen unterstützt, z.B. hilft die Katholische Kirche, aber auch die presbyterianische Kirche, mit Lebensmitteln und gebrauchten Kleidern. Meist haben die Frauen kein Geld, um Holzkohle zu kaufen. Die Frauen gehen über Felder und Märkte, um Maiskörner zu finden, die sie zum Teil roh essen müssen.

Hier nun die Bedeutung unserer Solar-Koch-Boxen. Als unsere 20 Boxen kochten, schickten wir 3 Schreiner mit den Boxen zum Norden Ghanas. Dort unterrichten sie 10 Schreiner in der Herstellung und Reparatur von weiteren Boxen, der Ausrichtung der Boxen zur Sonne usw. Leider konnte ich diese Schreiner nicht begleiten, da ich krank geworden war. Ghana hatte leider die Grenzen geschlossen und ich konnte nicht zurück nach Deutschland fliegen.

Die deutsche Botschaft in Ghana half mir jedoch. Sie brachte mich nach Amsterdam; ein Neffe holte mich dort ab nach Essen, dann ins Krupp-Krankenhaus. Nach einem ziemlich langen Krankenhausaufenthalt bin ich jetzt seit 3 Wochen in meiner kleinen Wohnung in Essen-Rehlinghausen, sehnsüchtig wartend auf den Tag, an dem ich nach Ghana zurückreisen kann – trotz Alter!!

Auch in Südghana wären Solar-Koch-Boxen ein Segen; vor allem für ärmere Leute. Ein Schreiner mit einer kleinen Werkstatt möchte Solar-Boxen für Südghana herstellen. Ein Problem sind stets die Kosten. In Deutschland oder Amerika könnte eine Box 300€ kosten, in Ghana nicht mehr als 25€.

„Hexen“ müssten wohl finanziell unterstützt werden, aber Leute in Südghana sollten selbst bezahlen. Wir brauchen nur billiges Material, z.B. billiges Holz, das im Haften von Tema weggeworfen wird; gebrauchte Nägel, die gerade geklopft werden. Wir hoffen, dass wir es schaffen. Gott stehe uns bei!

Für heute wünsche ich Ihnen Gottes Segen. Korona möge für uns alle auch gute Auswirkungen haben.

Es grüßt Sie ganz herzlich,

Ihre

Helga Kleinkowski

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