02/07/2024 0 Kommentare
Das erste Jahr als Priester
Das erste Jahr als Priester
# Bericht

Das erste Jahr als Priester
Der erste Lockdown hatte gerade angefangen, als mich Regens Matthias Goy telefonisch sprechen wollte. „Wir schicken Sie nach Stralsund, an die Küste“, sagte er – „sind Sie damit einverstanden?“ Mein „Ja“ war fest, aber nicht ganz überzeugt. Ich wusste um die Schönheit der Region und die Versetzung von Pfarrer Schaan. Ihn kannte ich schon lange. Als ich 2010 in das Priesterseminar Redemptoris Mater eintrat, war er gerade zum Diakon geweiht worden. Mehrere Jahre hatten wir gemeinsam den Super Bowl geschaut. Doch nach zwei Jahren in der havelländischen Diaspora sehnte ich mich zurück in die Stadt.
Ende März 2020 fuhren Johannes Schaan und ich erstmals nach Stralsund, innerdeutsche Grenzkontrolle inklusive. Die Schönheit der Landschaft begeisterte mich, sie weckte Erinnerungen an meine „zweite Heimat“, die Seen und Wälder Northern Michigans. In Stralsund wurden wir herzlich aufgenommen. Beim Stadtrundgang entdeckte ich im Hafen den Mädchennamen meiner Mutter auf ein paar Schiffen, die in der Werft meines Großonkels gebaut wurden. Als wir uns wieder auf den Rückweg machten, fühlte ich mich von Gott an diesen Ort gerufen.
Mein Start Ende Juli war turbulent. Der Pfarrer war mit den Firmlingen unterwegs, das Pfarrbüro unbesetzt, ich mit Umzug, Einrichtung, Einarbeitung und plötzlicher Verantwortung beschäftigt. Kurz nach meiner Ankunft war ich im Krankenhaus Augenzeuge des Übergangs vom Leben in den Tod – zum ersten Mal in meinem Leben. Gleichwohl verband sich meine Überforderung von Anfang an mit Dankbarkeit und tiefer Freude: Nach fast zehn Jahren Vorbereitung durfte ich aktiv sein, das Gelernte anwenden – und dienen.
Vieles ist mittlerweile selbstverständlich geworden. Das tägliche Stundengebet und die Feier der Eucharistie strukturieren den Tag. Die Zeit dazwischen ist jeden Tag anders – einen abwechslungsreicheren Beruf kann ich mir kaum vorstellen. Digitale Öffentlichkeitsarbeit, Jugendabende, Ökumene, Gremien, Trauerbegleitung, Trauungen und Taufen, Beerdigungen – und vieles mehr. Immer geht es um Begegnungen mit Ihnen allen, mit den Menschen.
Deshalb liegen mir Hausbesuche am Herzen: Es mag einen freudigen oder auch traurigen Anlass dafür geben, ich komme gerne auch „einfach nur so“. Sprechen Sie mich an, laden Sie mich ein! Ob in Stralsund, Altentreptow, Putgarten oder irgendwo dazwischen: Der Hausbesuch ist ein idealer Rahmen für alltägliche wie für wesentliche Themen unseres Lebens.
Der priesterliche Dienst ist wunderbar. Ich danke Gott für die Berufung und für seine Treue. Ich danke Ihnen, liebe Mitglieder der Pfarrei St. Bernhard, für Ihr Vertrauen und Ihre Sympathie. Auf die nächsten Jahre freue ich mich sehr.
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