16/01/2025 0 Comments
Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 3
Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 3
# Jubiläum250

Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 3
Schwedisches Stralsund und neues katholisches Leben
Die Ereignisse des 30järigen Krieges waren noch nicht verarbeitet und wieder gab es Auseinandersetzungen im Schwedisch-Brandenburgischen Krieg. Stralsund musste große Zerstörungen hinnehmen und viele menschliche Opfer erleiden. Es gab aber auch positives, in der schwedischen Stadtaufnahme wurden alle sundischen Grundstücke katalogisiert. Danach gab es in Stralsund zu dieser Zeit 110 Getreidehändler, 97 Mälzer, 74 Schiffer und 64 Bierbrauer. Unter den Handwerkern waren 50 Schuster, 42 Fischer,27 Bäcker, 26 Schneider, 23 Leinweber, 21 Schmiede und 21 Zimmerleute.
Es war auch das Jahrhundert wo Krankheiten und Epidemien durch Europa zogen. 1709 erreichten die „Pocken“ Stralsund neben vielen Erwachsenen sterben 600 Kinder. Wenig später 1711 wütet die „Pest“ in der Stadt, über die Hälfte der 8000 Einwohner sind ihr erlegen. Von 1715 bis 1720 war Stralsund 5 Jahre dänisch besetzt. Stralsund wird 1720 Hauptstadt von Schwedisch-Vorpommern und bleibt dies bis 1815. Als schwedische Hauptstadt zieht die Stadt Menschen an. Kaufleute, Handelstreibende und Handwerker. Darunter einige Katholiken. Auch in der Festung und Garnisonsstadt Stralsund dienen nicht nur schwedische Soldaten. Es sind hier auch Söldner aus ganz Europa rekrutiert worden. Unter ihnen auch ein nicht unerheblicher Anteil an Katholischen Christen, die eine seelsorgliche Betreuung forderten.
Gründung einer katholischen Missionsstation vor 250 Jahren in Stralsund
Das Jahr 1775 ist für die katholische Gemeinde „Heilige Dreifaltigkeit“ von historischer Bedeutung. Am 6.November dieses Jahres erhielt der Jesuitenpater Aegidius Dechene durch ein Dekret des schwedischen Königs Gustav dem III (König von 1771- 1792), die Erlaubnis, hier in Stralsund, das damals zu Schweden gehörte, eine katholische Missionsstation zu gründen.
Mit dem Beschluss des Pommerschen Landtags von 1535 wurde das Evangelium von Luther als Landesreligion bestätigt. Danach schien alles katholische Leben in Pommern erloschen. Erst nachdem Dreißigjährigen Krieg, als Stralsund und das ganze vorpommersche Gebiet 1648 beim Westfälischen Frieden Schweden zugesprochen wurde, kamen wieder katholische Priester ins Land, um die katholischen Söldner in der schwedischen Armee zu betreuen. 1677 spendete ein Jesuitenpater aus Hamburg 200 Soldaten, die seit 8, 10 und 12 Jahren keinen Priester mehr gesehen hatten, die heiligen Sakramente.
Waren es zunächst Missionare aus Hamburg und Lübeck, die in längeren Abständen nach Stralsund gekommen waren, so besuchten ab 1761 Patres aus Schwerin regelmäßig die Stadt. Zu der kleinen Gemeinde gehörten sehr bald auch Kaufleute, Händler, Handwerker und Künstler, die durchs Land zogen und sich vorübergehend in Stralsund niedergelassen hatten. Da es kein katholisches Gotteshaus gab, feierten sie die heilige Messe zunächst in Privathäusern, später in der Johanniskirche des Franziskanerklosters oder in der schwedischen Hauptwache auf dem Alten Markt (heute Artushof). Die Missionare waren sehr beschäftigt, sie hielten Religionsunterricht, hörten Beichte und feierten täglich die Heilige Messe. In dem Bericht der Gesellschaft Jesu an die Ordensoberen hieß es: …die ununterbrochene, seelsorgliche Tätigkeit erschöpfte den Pater manchmal so, dass ihm die Stimme versagte…
Wenn es auch nach der Reformation jedem katholischen Priester verboten war, das Land zu betreten und der Bevölkerung der Übertritt zur Katholischen Kirche untersagt war, so zeigten sich die Schweden in diesen Jahren äußerst tolerant. Die Vertreter der königlichen schwedischen Regierung in Stralsund luden die Missionare zum Essen in ihre Häuser, und der damalige Staatsrat, Graf von Jancken, gewährte einem Priester für die Dauer seines Aufenthaltes in der Stadt sogar Gastfreundschaft.
1769 konnte erstmals nach der Reformation eine Ehe nach katholischem Ritus öffentlich geschlossen werden und Katholiken erhielten auch wieder das Bürgerrecht, was seit langem nicht mehr geschehen war. Von Seiten ihrer protestantischen Mitbrüder erfuhren die katholischen Geistlichen aber keiner großen Sympathie. Ermutigt durch das freundliche Entgegenkommen der schwedischen Behörden richtete Pater Dechene an diese die Bitte um Genehmigung zur Gründung einer ständigen Missionsstation, die ihm dann auch 1775 am 6.November unter der Nr. 44 gewährt wurde.

Neun Jahre später, am 10.Juni 1784, legte der schwedische Gouverneur von Vorpommern, Fürst von Hessenstein, im Beisein aller Zivil - und Militär-Behörden den Grundstein zu einer katholischen Kirche, die bereits im folgenden Jahr, am 5. Juni 1785 durch Pfarrer Martin Efferts mit bischöflicher Vollmacht konsekriert werden konnte. Um diese Zeit lebten 200 katholische Soldaten und 50 andere (Händler, Kaufleute) Katholiken in der Stadt.
Im Gedenken an Felicitas Knoppke; verstorben 2024
überarbeitet von Roland Steinfurth
Gemeinde Hl. Dreifaltigkeit, Stralsund

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