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Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 5
Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 5
# Jubiläum250
Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 5
Priester der ersten Stunden
Das sind die Priester die in der Stralsunder Gemeinde "Heilige Dreifaltigkeit" in den Anfängen der Gemeindebildung tätig waren.
1) Jesuiten Pater Aegidius Dechene
Pater Dechene wurde 1730 in Aachen geboren und kam im Jahr 1760 als Missionspfarrer nach Schwerin.
Aus der Chronik der St. Anna Gemeinde, Schwerin, im Jahr 1765:
„Der lange und beschwerliche Weg der Katholiken in Mecklenburg bis zur Errichtung einer eigenen Kirche begann eigentlich schon 30 Jahre vor der Kirchweihe von St. Anna, die am 23. März 1795 stattfand. So bekam der regierende Herzog von Mecklenburg-Schwerin, Friedrich der Fromme, im Februar 1765 einen alarmierenden Brief von der Schweriner Gemeinde. Darin stand, deren Gotteshaus wäre jetzt so sehr verfallen, dass man „desselben Umsturz nicht ohne vieler Menschen Gefahr täglich beförchten mus.“ Das Schreiben, das heute im Landeshauptarchiv Schwerin liegt, war von den beiden Schweriner Geistlichen, Pfarrer Hermann Joseph Frings und Pater Aegidius „de Chêne“, sowie den Gemeindeältesten von Lützow und von Müllern unterzeichnet. 1770 schrieb der Schweriner Pfarrer Jesuitenpater Hermann Joseph Frings in seinem Jahresbericht: „In der Stadt Rostock [...] hat unser Herzog, wenn auch widerstrebend, damit ihm nicht eine größere Zahl katholischer Soldaten davonläuft, eine schriftliche Erlaubnis zur Seelsorge zugestanden.“
2) Pfarrer Jesuitenpater Hermann Joseph Frings SJ
Es ist wenig über Pater Frings bekannt. Er besuchte gemeinsam mit Pater de Chêne mehrmals auch unsere Stadt, sie war Mittelpunkt und Festung in schwedisch-Vorpommern. Hier waren viele Militärangehörige und ihre Familien ohne seelsorgliche Betreuung. Mission und Seelsorge war der Auftrag der Jesuitenpatres.
Durch die Auflösung des Jesuitenordens kamen viele Missionspfarreien in der nordeuropäischen Diaspora in arge Bedrängnis. In Schwerin musste bald auch das katholische Proseminar schließen, in dem seit 1739 viele begabte Jungen aus Norddeutschland und Skandinavien auf ein weiterführendes Studium im österreichischen Linz vorbereitet worden waren. Die Jesuitenpatres Frings und de Chêne blieben zwar als Weltpriester in der Pfarrei, jedoch war ihr Status und ihre jetzt ausschließliche Zuordnung zum Apostolischen Vikar in Hildesheim lange Zeit ungeklärt. So führten ihre Missionsreisen auch ins schwedische Vorpommern.
Aegidius de Chêne und Hermann Joseph Frings waren Jesuitenpriester des 18. Jahrhunderts. Sie hatten wichtige Rollen in der katholischen Seelsorge in der mecklenburgischen und vorpommerschen Diaspora und waren an wichtigen Bauprojekten in Schwerin beteiligt. Hermann Joseph Frings verstarb leider im selben Jahr wie auch Aegidius de Chêne, was ein großer Verlust für die Gemeinschaft war.
In Stralsund hatten sie an die Königlich Schwedische Regierung den Antrag zur Errichtung einer katholischen Missionsstation gerichtet, die im November 1775 bestätigt wurde.
Am 29, Juni 1780 wurde er von der Missionskongregation zum Pfarrer in Stralsund bestimmt. Nam aber die Pfarrstelle nie in besitz. Er starb am 6. März 1804 in Schwerin.
2) Karmeliten Pater Martin Effertz
Am 1. Dezember 1780 über nahm der Kamelit Martin Effertz aus der Diözese Köln die Pfarrei Heilige Dreifaltigkeit. Er ließ die erste katholische Kirche nach der Reformation in Stralsund erbauen. Er gilt als der eigentliche Begründer unserer Stralsunder Gemeinde. Nach seinem Tod am 12.Dezember 1793 fand er seine letzte Ruhe vor dem Altar unserer Kirche“ Heilige Dreifaltigkeit“.
3) Karmeliten Pater Raphael d´Òssery
Der Karmeliten Pater war von 1781 – 1789 Kaplan/Vikar in Stralsund, Rafael d'Ossery, geboren am 3.Mai 1739 in Berlin 1808 gestorben). Pater Johann Theodor Rafael d'Ossery verbrachte seine Kindheit und Jugend in Frankreich. Später trat er in den Orden “Unserer Lieben Frau vom Berge Kamel” ein. Er gehörte zu der Gruppe katholischer Missionare, die 1784 zusammen mit Pater Nikolaus Oster nach Schweden kamen, deren Aufgabe es war, die katholische Kirche in diesem Land zu organisieren. Von 1790-1795 war er Apostolischer Vikar von Schweden ohne Bischofswürde.
4) Pater Theodor Becker
Er war vom 1. Oktober 1794 bis zu seinem Tod am 31. August 1802 Nachfolger von Pfarrer Effertz.
5) Pater Clemens Happel
Interimspfarrer vom 18.Februar 1803 bis zur Ankunft von den Patres Wendelin Zink und Sylvester Bayerlein.
Bayrisch – Klösterlich – Karmelitisch
Ein Karmelit aus Bayern als Pfarrer in Stralsund
Wendelin Zink wurde am 24.Dezember 1777 als 11 Kind der Bauersleute Veit und Anna Zink in Mangolding /Bayern geboren und auf den Namen Sebastian getauft. Nach Besuch von Schule und Gymnasium trat er 1796 in den Orden der beschuhten Karmeliten in Straubing ein und wurde am 21. September 1796 im Kloster Abensberg bei Neustadt eingekleidet. Er wählte den Ordensnamen „Wendelin“. Am 4. Januar 1801 wurde er vom Regensburger Weihbischof Valentin Anton Freiherr von Schneid zum Priester geweiht. Das Kloster Straubing erhielt von der Zentrale für Missionswesen in Rom, “Sacra Congregatio de Propaganda Fide“, die Anfrage erhielt zwei Missionare ins vorpommersche Stralsund zu senden, das zu der Zeit direkt Rom unterstellt war. Wendelin der damals 25 Jahre alt war meldete sich. Am 24.August 1803 trat der junge Ordensmann seine Reise von Bayern nach Schwedisch Pommern an.
Mit ihm ging der Ordensmann und Karmelit Sylvester Bayerlein aus Bamberg Geboren am 28. November 1748 in Zeil/Hochstift, der dem jungen Priester mit Rat und Tat zur Seite stehen sollte. Auf Zink warteten in Stralsund viele Aufgaben. Der Empfang durch den Interimspfarrer Clemens Happel, der sich Hoffnung auf eine Anstellung in unserer Pfarrei in Stralsund machte, war nicht sehr herzlich. Und das Verhältnis zwischen den beiden Geistlichen blieb auch, bis Happel 1807 abberufen wurde und die Stadt verließ, sehr gespannt. Schon am 28.September 1804 starb Pater Bayerlein nach kurzer, schwerer Krankheit mit 57 Jahren. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Knieper Friedhof.
Wendelin Zink erhielt schon 1805 durch Pater Basilius Joseph Lang aus Ravensburg Unterstützung den man aber schon 1806, aufgrund von ähnlichen Differenzen wie zuvor mit Clemens Happel, wieder abberufen hat. Als ein neuer Kaplan gesendet werden sollte, verzichtete Zink und blieb bis zu seinem Tod in Stralsund allein.
Bei der Gründung der Missionsstation lebten 250 Katholiken bei einer Einwohnerzahl von 11191 in der Stadt. Es waren vorwiegend Soldaten, katholische Söldner des schwedischen Heeres aus aller Herren Länder. Vereinzelt aber auch Handwerker, Kaufleute, Künstler aus Westfalen, Schlesien, Böhmen und dem Schwarzwald, Italien, Polen und Frankreich. Wenige Katholiken gab es unter den Honoratioren der Stadt und auf dem Lande; darunter Ehefrauen von Gesandten, hohes Militär und Adelige. Wendelins Amtsbereich erstreckte sich nicht nur auf Stralsund und die nähere Umgebung. Als Pfarrer war er für das ganze schwedisch-pommersche Gebiet zuständig. Die Militärgemeinden in Greifswald und Wolgast waren Außenstationen, wo er zweimal im Jahr Gottesdienst feierte. Die Fahrten durchs Land waren oft mit Schwierigkeiten verbunden. Schlechte Wege und Sturm auf dem Strelasund bei der Überfahrt nach Rügen waren zu überwinden.
In Stralsund zelebrierte er täglich um 7.00 Uhr bzw. um 7.30 Uhr die hl. Messe. An den Sonn -und Feiertagen feierte er um 7.00 und 9.00 Uhr den Gottesdienst, ab um 12.30 Uhr hielt er Christenlehre und anschließend die Vesperandacht.
Stralsund und seine Umgebung waren zu der Zeit kirchenrechtlich keinem Bistum zugeteilt und direkt der Propaganda in Rom unterstellt, die ihren deutschen Sitz im Bistum Hildesheim hatte. An den damaligen Bischof von Hildesheim Franz von Fürstenberg zuständig für die Propaganda in Rom meldete Zink: „Am Sonntag gehen 200 Gläubige zur Kommunion. Ein Teil der Gläubigen ist aber lau und kalt und geht nicht zum Gottesdienst. Die Kinder von Mischehen werden in der Regel nach der Religion des Vaters erzogen.“ Pfarrer Zink war es erlaubt auf Grund seiner Ausnahmesituation die Firmung zu spenden.
Wenngleich der katholische Pfarrer selbstständig handeln konnte, so war er doch bei gewissen Amtshandlungen von seinen evangelischen Mitbrüdern abhängig. In der Regiminal-Resolution von 1779 war festgelegt: „dass die protestantischen Geistlichen bei allen Taufen und Trauungen ohne Ausnahme die Gebühren allein beziehen durften und dass dem katholischen Priester keinerlei Verrichtungen erlaubt waren, ehe er nicht von dem betreffenden protestantischen Pastor einen schriftlichen Schein über die entrichteten Gebühren für die ausstehende Taufe bzw. Trauung erhalten hat.“ Auf Beschwerde von Zink wurde dieser Artikel geändert. Lediglich die Abgaben für die Beerdigung erhielten die Pastoren, da die Katholiken keinen eigenen Friedhof besaßen.
Im „Sulzbacher Kalender von 1849 steht über das Karmeliten Kloster Straubing und speziell zu Pater Wendelin Zink: „P. Wendelin Zink, der wenige Jahre nach seiner Profess auf das Gutachten seiner Ordensoberen von der Propaganda in Rom für die Mission in Stralsund bestimmt worden war,“ fand dort eine Gemeinde von beiläufig 500 Seelen in einem Kirchsprengel, der sich über Pommern und die Insel Rügen erstreckte. Auf zwanzig Stunden in der Runde waren nur zwei katholische Geistliche. In seiner Gemeinde war nun Zink nicht nur Pfarrer, sondern auch Schullehrer, und zugleich Privatlehrer. Letzteres musste er sein, um sich dadurch seinen Unterhalt zu sichern, da die arme katholische Gemeinde ihm wenig geben konnte, und der geringe Betrag, den die Propaganda für diese nordische Mission ausgeworfen hatte, nicht hinreichte, um damit standesgemäß leben und die Ausgaben für seine Kirche bestreiten zu können. Doch er überwand glücklich diese Schwierigkeiten und erwarb sich durch seine Freiheit im gesellschaftlichen Umgange die allgemeine Achtung und Liebe. So wirkte er segensreich auf seinem Posten 37 Jahre, bis er am 30.Mai 1840 vom Schlagflusse berührt verschied.
Wer mehr über einen unserer ersten Priester hier in Vorpommern erfahren möchte, einige Hinweise:
1) Nekrolog des Herrn Wendelin Zink, Pastor der Dreifaltigkeitskirche zu Stralsund, in, „Stralsunder Wochenblatt, Juni 1840
2) Rügen-Reise 1805, aus dem Tagebuch des Stralsunder Pfarrers Wendelin Zink, in „Bonifatius Blatt“, 110 Jahrg. Paderborn 1970, Nr. 3, Seite 12 f
3) Von einem Fuhrmann und der katholischen Gemeinde Stralsund, in „Kathol. Hausbuch“ Glaube und Liebe in der Diaspora“, St. Benno-Verlag Leipzig 1958, Seite 361f, St. Benno-Verlag Leipzig 1966, Seite 101f und Seite 208
Im Gedenken an Felicitas Knoppke; verstorben 2024.
überarbeitet von Roland Steinfurth
Gemeinde Hl. Dreifaltigkeit Stralsund
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