Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 9

Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 9

Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 9

# Jubiläum250

Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 9

1900 – Ein neues Jahrhundert

Zeuge des Glaubens – Pfarrer Matthias Wahl

Seit der Gründung der katholischen Missionsstation in Stralsund war die Gemeinde nie für längere Zeit ohne einen Seelsorger. Ein Name taucht aber immer wieder in unserer Pfarrchronik auf: Matthias Wahl. Er hat über viele Jahre hinaus Pfarrgeschichte mitgeschrieben, ein Priester von besonderer spiritueller Ausstrahlung, beliebt und geachtet in Gemeinde, Stadt und Land. 

Als Sohn eines aus dem Rheinland stammenden Lehrers wurde Wahl am 29. Juli 1864 in Luxemburg geboren. Nach dem Theologiestudium in Trier wird er am 10. August 1889 zum Priester geweiht und geht drei Jahre später nach Breslau. Zunächst vom Bischof zum Sekretär des Delegaten in Berlin ernannt, erhält er die Pfarrstelle in Hoppenwalde und am 27.Juli 1897 wird er Pfarrer von Stralsund. 

Auch in Stralsund ging die Zeit des Umbruchs, der 1848-Revolution, nicht ohne Änderungen vorüber, die alte Stadtverfassung wurde abgewählt. Es entstanden neue Parteien z. B. der Volksverein oder ein Wahlverein der „Demokratisch-Konstitutionellen Partei“. In Stralsund wurden in einer 1854 gegründeten Navigationsschule Seeleute ausgebildet. Ein regelmäßiger Fährverkehr zwischen Festland und Rügen wurde mit dem Raddampfer „Altefähr“ aufgenommen. Es entstanden politische Kreise, Stralsund gehörte zum Kreis Franzburg. Die Gebrüder Wertheim gründeten ihr erstes Kaufhaus in Stralsund, später folgte der Kaufhof-Gründer Leonard Tietz. Die Trinkwasserversorgung wurde verbessert und eine Kanalisation entstand in der Stadt. Stralsund hatte im Jahr 1900 etwa 30 000 Einwohner. Mittendrin die kleine katholische Gemeinde Hl. Dreifaltigkeit mit ihrem Pfarrer Matthias Wahl.

Neben seiner Funktion als Gemeindepfarrer war Mathias Wahl Militärgeistlicher der hiesigen Garnison, Seelsorger der katholischen Insassen der Provinzialheilanstalt an der Rostocker Chaussee und Gefängnispfarrer, von 1909-1912 Schulinspektor für die katholischen Schulen des Regierungsbezirkes Stralsund und Greifswald und zeitweise Administrator der Pfarreien Demmin und Bergen. In Stralsund war schon 1807 unter französischer Besatzung die erste katholische Schule eingerichtet worden.1912 ernennt ihn Fürstbischof Kopp zum Erzpriester des neuen Archipresbyterats Stralsund. Das Anwachsen der katholischen Bevölkerung in der Stadt um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert erfordert dringend die Vergrößerung des Kirchengebäudes, und so lässt er 1905 das Gotteshaus erweitern und zieht als erster Pfarrer in die Frankenstraße 39. Während seiner Amtszeit kommt es zur Gründung zahlreicher Vereine, denn „eine Gemeinde ohne ein blühendes, religiöses Leben war derzeit ohne Vereine nicht denkbar“. Es entstehen der „Arbeiter -und Handwerkerverein“, ein Jugendverein, die Marianische Jungfrauen-Kongregation, ein Katholischer Leseverein und der Borromäus Verein, der St, Elisabetverein und die Rosenkranzbruderschaft. 

Ein weiteres Herzensanliegen war ihm auch die geistliche Betreuung der polnischen Schnitter auf dem Land. Während des 1. Weltkrieges musste der Gottesdienst auf den Gutshöfen stattfinden. Auch den katholischen Kriegsgefangenen des 1. Weltkriegs in den Lagern auf dem Dänholm und in Velgast besuchte der Priester regelmäßig und spendete neben den Sakramenten Trost. Um das religiöse Leben zu erneuern, führte Wahl regelmäßige Missionswochen durch und für die polnischen Schnitter ließ er jährlich Jesuiten aus Krakau und Dominikaner aus Berlin kommen. Im Jahr 1914 gelingt es ihm, ein Gartengrundstück in Barth zu erwerben, um dort eine Kapelle zu bauen, Am 18.Januar 1912 wird Erzpriester Wahl in Würdigung seines priesterlichen Lebens und nicht zuletzt für das gute Verhältnis zwischen katholischer Kirche und den amtlichen Stellen mit dem Roten Adlerorden ausgezeichnet. Der rote Adlerorden war der zweithöchste Orden im preußischen Staat nach dem  Schwarzen Adlerorden. 

Er wurde bis zur Novemberrevolution verliehen. Im Juli1919 erhält er das Eiserne Kreuz II. Klasse am weiß-schwarzen Bande für die Einrichtung des Reservelazaretts im Seitenflügel des Pfarrhauses. 1922 beruft ihn Kardinal Bertram nach Oppersdorf in Oberschlesien. Im Alter von 75 Jahren, wenige Monate nach seinem Goldenen Priesterjubiläum, stirbt er am 7. November 1939. 

Die Zeit von 1900 – Kurzchronik von Bistum/Weltkirche und Sonstiges

Bistum

  • Die Gemeinde Hl. Dreifaltigkeit Stralsund ist in das Erzbistum Breslau eingegliedert.
  • Dort residiert Fürstbischof von Breslau: Georg von Kopp (seit 1887)
  • Weihbischof von Breslau: Karl Augustin (seit 1910)

Weltkirche

  • Papst Pius X. (seit 1903)

Sonstiges

  • Es leben ca. 980 Mill. Menschen auf der Welt
  • Großmächte haben Afrika und Asien in Kolonien aufgeteilt.
  • Die USA sind entstanden.
  • Südamerika hat sich von Spanien und Portugal getrennt.

Im Gedenken an Frau Felicitas Knoppke; verstorben 2024
überarbeitet von Roland Steinfurth
Korrektur Wolfgang Vogt
Gemeinde Hl. Dreifaltigkeit Stralsund

Dies könnte Sie auch interessieren

0
Feed

Kontakt

Anschrift

Ökumenische Pilgerinitiative Vorpommern e.V.

Clementstr. 1

18528 Bergen auf Rügen

Germany

E-Mail

info (at) pilgerinitiative-vorpommern.de

Unser Newsletter: immer am 9., immer um 12 Uhr.